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Am Anfang stehen zwei Fragen. Wie verdichten wir in der Stadt? Wie schaffen wir mehr qualitativen Wohnraum mit grösserer wohnlicher und sozialer Dichte?
Speziell im Raum Basel kann kaum neugebaut werden. Hauptsächlich wird um-genutzt und umgebaut. Das stellt uns Gestalter:innen vor neue Herausforderungen, wie schaffen wir in bestehenden Gebäude neue Programmatik? Wie überführen wir die Grundrisse in unsere Zeit?
Die Projektarbeit stellt uns vor genau diese Herausforderung. In der Rosentalstrasse sollen mehr Wohnungen entstehen und Stadt neue gedacht werden. Es soll höhere soziale und wohnliche Dichte erreicht, die städtebauliche Qualität gesteigert, differenziertes Wohnen angeboten, der Strassenraum aufgewertet, das Stadtklima verbessert und auf eine wertvolle Konstruktion gesetzt werden. 

Wohnen Haltung Konstruktion
Grosse Räume empfinden wir nur als gross wenn andere klein und kompakt sind. Wertvolle Oberflächen wirken nur wertvoll, wenn als Kontrast simplere und rohere Oberflächen verwendet wurden.
Mit diesem Duktus müssen wir heutzutage denken. Kleine Schlafnischen und grosszügiges Wohnen und Essen. Kleine Wohnungen und grosse Gemein-schaftsflächen. Kleine Gemeinschaftsräume und grosse öffentliche Räume in der Stadt.

Mit der neuen Gestaltung bekommen die Räume eine neue Sprach, welche sie in sich tragen. Über Oberflächen und Raumgrössen werden die Ideen des Entwurfs transportiert. 

Es muss die Frage gestellt werden wieviel wir, als Gestalter:innen definieren. Wie vielseitig adaptierbar muss die geplante Architektur sein?

Durch Flexibilität verliert die Funktion auch an Bedeutung. Wenn ein Esstisch zum Zubereiten des Essens, zu Essen und zum Arbeiten genutzt wird erscheint das vorerst auch unter dies zu fallen. Es ist unserer Zeit geschuldet, in welcher der m2 Wohnfläche immer teurer wird, dass Nutzende der Räume und Gegenstände diese immer zweckentfremdet nutzen müssen. Auch ist die Zeit vorbei in dem jede Tätigkeit eines Bewohnenden in der Wohnung ein Zimmer zugutekommt.
Nicht alle Räume können flexibel nutzbar sein, um kleinere Flächen zu verbrauchen. Es soll wieder zu einer Vereinfachung der Nutzung kommen, Räume und Gegenstände wieder monofunktionaler werden, um nicht dort zu arbeiten wo man ruht. Räume des Zupackens und der Entspannung.

Es muss anerkannt werden, dass der intime Raum ein wichtiger Rückzugsort ist. Auch wenn mehr Flächen flexibel genutzt werden, braucht ein Mensch Raum in dem er für sich sein kann und nur das.

Um das zu erreichen, werden Flächen aus dem privaten der Nachbarschaft übertragen. Das Haus 50 / 52 als Grand Hotel nach P.M. und die Wohnungen als Zimmer. Was die Menschen verbindet ist zwar vordergründig das Theater jedoch auch das gemeinsame Leben und Organisieren von Aufgaben und Diensten im Haus.

Die Programmatik eines Gebäudes dauert selten die Lebensdauer der Konstruktion. Doch trotzdem lässt sich sagen, Wohnen bleibt grösstenteils Wohnen, auch wenn sich die Ansprüche verändern.
Hier gibt langfristige Entwicklungen. Die Wohnung muss vermehrt mehr können, zur Erholung, Schlaf und Gemeinsamen kommt die Arbeit dazu. Nur das Ganze auf weniger Raum.

Mit einer tieferen Programmatik kann die soziale Nachhaltigkeit und Zusammenhalt gestärkt werden. So wird im Entwurf mit dem Gedanken eines Grand Hotels entworfen, welches zwar für den Theaterbetrieb vorgesehenen Flächen wäre, jedoch genauso auch anders genutzt und eingeteilt werden könnte. Die Konstruktion macht es möglich.


Deutliche Verdichtung
Wie erreicht man in einer Stadt höhere Dichte, ohne noch mehr Katalysator der Individualisierung der Gesellschaft zu sein. Nicht nur mit wohnlicher, sondern auch sozialer und kulturellen Dichte.
Mit einem neuen städtebaulichen Ansatz entwerfen wir Antworten auf diese Fragen. Die wohnliche Verdichtung wird mit einem Neubau über der Tramtrasse erreicht. Mit neuen Erdgeschossnutzungen, der Beruhigung der Strasse und sozialen Konzepten kommt kulturelle und sozialen Dichte in die Strasse.

Und durch die Vernetzung der Nachbarschaft und Ausgliederung von Fläche aus dem Privaten zu einer sozialen Dichte auch im Wohngebäude.

Die Frage die bleibt ist die Art und Weise der Verdichtung. Wieviel Abstriche müssen wir in Zukunft von unserer Wohnsituation machen, um in einer immer dichteren Stadt zu leben? Was sind die Konsequenzen? Räume ohne natürliches Licht?
Sind gewisse Risiken Bezüglich der Privatsphäre mit der Gestaltung der Wohnungen ausgleichbar, um qualitativeren Wohnraum zu schaffen? Anstatt anzubauen, entwerfen wir ein neues Volumen in der Mitte der Strasse. So erhält jedes der neu geschaffenen Zimmer des Hauses 50/52 mit Ausnahme der Nasszellen von mindestens zwei Seiten Tageslicht.
Dieser Ansatz beruht zudem auf der Analyse des Bestands. Diese Bestandsbauten an der Rosentalstrasse wiesen in der Untersuchung gute Grundrissproportionen und -tiefen auf. So ist unserer Auffassung nach nur ein feiner Eingriff nötig, um die Wohnungen und Gebäude in unsere Zeit zu führen. Eine Grundrissumstellung reichen unserer Auffassung nach.


Städtebauliche Qualität, aufgewerteter Strassenraum und Stadtklima
Durch den Bau in der Mitte der Strasse und der Abgrenzung zur unter den neuen Gebäuden geführten Tramtrasse entstehen zwei Gassen.
Durch den Entwurf transferiert sich der Strassencharakter von einer Strasse zu einer neu gedacht und gestalteten dichten Gasse, die vom Verhältnis an die einer Altstadt erinnert. Es versprechen sich so Qualitäten, die wir an der einer Altstadt lieben. Den Fussgängern und dem Langsamverkehr teilen sich nur noch mit dem Tram den Strassenraum, so kann ein neues Stück Stadt weitab der Autogerechten Stadt gedacht werden.

Zum Rosentalmitte Areal hin findet sich die Verkehrsgasse, Velos, Cargo Bikes verkehren auf einem breiten Veloweg in die Stadt und ins Areal. Auf der anderen Seite der Tram findet sich die beruhigte Gasse. Hier soll geschlendert, eingekauft, sich vergnügt oder verköstigt werden. So wird andererseits auch das Stadtklima massgeblich verbessert, durch die durchgängige Verschattung der Strasse.

Das Haus 50 / 52 bildet in der Strassenzeile das kulturelle Herzstück, das Theaterhaus. Das bestehende Haus wird neu gekrönt und setzt sich nun pointierter von der Häuserzeile ab. Die Überhöhung der Unterschiede zu den anderen Gebäuden verhilft dem Haus aus einer misslichen Lage, des fast aber nicht ganz.
Mit der neuen Krone lässt sich auch das neue des Mittelbaus mit dem Bestehenden verweben, abgehängte Balkon beziehungsweise Laubenerschliessung von weit auskragenden Dächern bringt Bestand und Neu in einen Dialog.


Differenziertes Wohnen
Die Nachbarschaft wird fast überall in der Stadt auf eine anonyme und unbekannte Begegnung im Treppenhaus und Waschküche reduziert. So auch in der Rosentalstrasse. Die Entwicklung des Rosental Mitte Areals und des Herzstücks werden neue Bewohner:innen die Strasse beleben und darin wohnhaft werden. Es wird ein Mix zwischen Studierende, WGˋs, Pendler:innen, Alleinstehende, Paare und Mitarbeitende der Chemischen/Pharmaindustrie.
Der Entwurf teilt das Haus in der Vertikalen zwischen öffentlichen Leben, dem Theater und halböffentlicher Nachbarschaft. Das Herz dieser neuen Nachbarschaft liegt in den Kronen der Volumen und bietet Platz für gemeinsame Räume.

Das Haus bietet für verschiedenste Bedürfnisse des Lebensplatz. Menschen des Theaters aber selten grosse Wurzeln. So ist das Haus ist als Künstlerhaus zusehen, in dem die meisten nur für kurze Zeit, wenige für lange bleiben werden.

So gibt es 4 Gästezimmer, für Schaffende die ihr Stück auf der Bühne sehen und oder den feinschliff ihres Stückes in den letzten Tagen vor Premiere begleiten wollen. In ähnlichem Duktus kommen 7 kleine, möblierte Studiowohnungen im Turm und Bestand für Schauspieler:innen, welche nur für eine Produktion angereist sind. Für andere, Schausieler:innen und Künstler:innen die eine Saisson oder mehr im Haus spielen werden, gibt es im Bestand 18 1.5 Zimmerwohnungen und 8 2.5 Zimmer. Die 4 Studios im Riegel sind für die Theatertragende Personen, wie die Intendanz mit etwas Abstand zum Trubel vorgesehen. Die Gemeinschaft bildet um das Theater einen Grundstein des Zusammenlebens auf welchen die Strukturen der Grand Hotel Utopie von P.M. zum Tragen kommen. Einzig wurde die Küche nicht ausgeliedert, um den Menschen des Theaters gewisse ruhe Zeiten, während des Kochen und Essens zu ermöglichen.
Spannend sind im Dialog erarbeiteten Projekte, die Vielfalt der angesprochenen Menschen ist gross, Studierende, Künstler:innen und Junge & Alte kommen in einer Häuserzeile zusammen, welche sich in der Gasse begegnen und in der Bar oder Theater in Austausch kommen.  

Konstruktion und Materialität
Der Mittelbau und die Interventionen an der Bestandsfassade orientieren und nehmen Bezug auf die ehemalige Geigy Bebauung der Rosental Mitte und schafft so einen Zusammenhalt zwischen dem ab 2023 geöffnetem Areal. Wie viele Bebauungen auf dem Areal wird beim Mittelbau Tragwerk das die Tramtrasse überspannt aus Metall konstruiert. Innen wird mit Gipsplattenbeplankt eine wohnliche Atmosphäre geschaffen.
Der Bau über der Tramtrasse wird als gerichtetes Holztragwerk mit einer Holzständerausfachung ausgestaltet. Aussen ziehen sich Metallprofile, welche die zwei Konstruktionsweisen zusammenbilden und gleichzeitig als Führungsschiene der Verschattung dient.

Durch den Holzskelettbau kann die Einteilung der Grundrisse im Riegel den zukünftigen Bedürfnissen angepasst werden und hat somit Bestand.


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